Zwei aktuelle Mammutstudien liefern weitere Belege für den Zusammenhang zwischen Migräne – insbesondere mit Aura – und kardiovaskulären Erkrankungen.
Es wird geschätzt, dass rund 15 Prozent der Deutschen von wiederkehrenden Migräneanfällen betroffen sind. Das Leiden wirkt sich nicht nur unmittelbar auf die Lebensqualität aus, sondern erhöht auch das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen. Insbesondere für Migräne mit Aura wurde dieser Effekt belegt. Wie an dieser Stelle bereits berichtet, kam eine Studie 2016 zu dem Schluss, dass junge Migräne-Patientinnen langfristig ein um die Hälfte erhöhtes Risiko für Erkrankungen des Herz-Gefäß-Systems aufweisen. Vor allem Schlaganfälle werden wahrscheinlicher.
Dieser Befund wurde nun von einer dänischen Studie untermauert, die sich auf Daten von über 660.000 Menschen stützt, davon rund 70 Prozent Frauen. Grundlage bildete das nationale Gesundheitsregister, das ärztliche Diagnosen, Verschreibungen und Klinikaufenthalte aller in Dänemark Geborenen enthält. Unter den „Probanden“ waren rund 151.000 Migränepatienten; ob mit oder ohne Aura, war bei den meisten nicht bekannt. Ihnen stellten die Forscher über eine halbe Million Migräne-freie, aber ansonsten – in puncto Alter, Erhebungsjahr und Geschlecht – vergleichbare Menschen gegenüber. Risikofaktoren wie vorhandene kardiologische Leiden oder Rauchen wurden herausgerechnet.
Auch venöse Thromboembolien und Vorhofflimmern wahrscheinlicher
Die Auswertung bestätigt erneut den bekannten Zusammenhang: Migränepatienten haben ein etwa doppelt so hohes Schlaganfall-Risiko wie Menschen ohne Migräne. Auch das Risiko zerebraler Blutungen steigt fast auf das Doppelte. Die Gefährdung durch Herzinfarkt, venöse Thromboembolien oder Vorhofflimmern ist bei Migränepatienten zwar nicht ganz so stark, aber ebenfalls signifikant erhöht. Das hat insofern Neuigkeitswert, als der Effekt auf das Risiko venöser Thromboembolien und von Vorhofflimmern zuvor nicht belegt werden konnte.
Auf noch mehr Patientendaten als ihre dänischen Kollegen konnte ein Team aus US-Forschern zugreifen: Die Wissenschaftler werteten 16 Kohortenstudien aus, in die Daten von annähernd 400.000 Migränepatienten und über 750.000 Vergleichspatienten eingeflossen waren. Auch hier konnte ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Migräne – vor allem mit Aura – und dem Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko festgestellt werden.
„Die neuen Studien unterstreichen, wie wichtig die kardiologische Vorsorge für Migränepatienten ist“, kommentiert der Herzmediziner Dr. Patrick Darb-Esfahani, der in Berlin-Wilmersdorf praktiziert. „Insbesondere Frauen, die unter Migräne mit Aura leiden, sollten ihre Herzgesundheit gut im Auge behalten und regelmäßig kontrollieren lassen. Wenn andere Risikofaktoren wie Übergewicht oder Rauchen hinzukommen, gilt das umso mehr.“