Früher hielt man „gebrochene Herzen“ für einen bildhaften Ausdruck, seit 1990 ist bekannt: Ein Schockerlebnis kann wirklich zu einer lebensgefährlichen Verengung der Herzkranzgefäße führen – dem „Broken-Heart-Syndrom“.
Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwächegefühle: Bei solchen Symptomen denken die meisten Menschen an einen Herzinfarkt. Und auch die weitere Diagnostik – das EKG zeigt Herzrhythmusstörungen, Enzym- und Eiweißwerte sind erhöht – bestätigt diesen Eindruck zunächst. Erst eine Katheter-Untersuchung zeigt die wahre Ursache der Beschwerden: Die Herzkrankgefäße haben sich krampfartig verengt, das Blut kann nicht mehr richtig zirkulieren.
„In diesem Fall ist der Verdacht auf das ‚Broken-Heart-Syndrom‘, fachsprachlich Tako-Tsubo- oder auch Stress-Kardiomyopathie, naheliegend“, erläutert der Herzmediziner Dr. Patrick Darb-Esfahani, der am Rüdesheimer Platz in Berlin-Friedenau praktiziert. „Verantwortlich für die Verengung der Herzkranzgefäße ist bei dieser Erkrankung eine Überdosis Adrenalin und anderer Stresshormone, die zumeist infolge einer schweren emotionalen Erschütterung ausgeschüttet werden.“ Da circa 3,2 Prozent der Betroffenen in der Frühphase am „Broken-Heart-Syndrom“ sterben, sollte man beim Auftreten der einschlägigen Symptome zügigst ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Erst seit 27 Jahren ist bekannt, dass ein „gebrochenes Herz“ nicht bloß eine literarisch-psychologische Erklärung für einen durch ein Schockerlebnis herbeigeführten früheren Tod ist. 1990 nämlich entdeckten japanische Forscher die von diesem Syndrom erzeugten Deformierungen am Herzen. Da sie die Form solcherart erkrankter Herzen an ein althergebrachtes japanisches Gefäß namens Tako-Tsubo-Topf erinnerte, gaben sie dem Syndrom dessen Namen.
Prävention: Stressvermeidung
Dass Stress für die Gesundheit schädlich ist, stellt keine Neuigkeit dar. Die Stress-Kardiomyopathie liefert aber einen zusätzlichen Grund für konsequente Stressvermeidung, denn diese bildet die effektivste Präventionsstrategie. Vor allem Frauen zwischen circa 50 Jahren (bzw. nach den Wechseljahren) und Ende 70 sollten sich das zu Herzen nehmen: Sie sind weit überwiegend vom „Broken-Heart-Syndrom“ betroffen, Männer dagegen leiden nur in Ausnahmefällen daran.
Warum es im Übermaß Frauen trifft, muss noch erforscht werden. „Eine Hypothese geht davon aus, dass Frauen nach den Wechseljahren stärker auf Stresshormone reagieren; möglicherweise spielt auch der sinkende Östrogenspiegel eine Rolle“, führt Kardiologe Darb-Esfahani aus. Neben Stressmanagement können in einigen Fällen zur Vorbeugung auch Medikamente wie Aspirin zur Blutverdünnung und Betablocker eingesetzt werden.