1 statt 20 Zigaretten pro Tag zu rauchen senkt das Herzinfarktrisiko lediglich um rund die Hälfte (Männer) bzw. gut zwei Drittel (Frauen), wie eine neue Übersichtsstudie zeigt.
„Eine ist keine“, denkt sich so mancher Raucher. Und in der Tat erscheint eine Zigarette pro Tag als vernachlässigbares Risiko, wenn man bedenkt, dass nicht wenige Raucher in der gleichen Zeit auf 20 oder 40 Glimmstengel kommen. Eine einfache Rechnung liegt nahe (und trifft in Hinsicht auf das Lungenkrebsrisiko auch zu): 1 Zigarette entspricht 5 Prozent von 20 Zigaretten – damit geht man auch nur 5 Prozent des gesundheitlichen Risikos ein. Oder?
„So einfach ist es leider nicht. Tatsächlich steigt das Herzgesundheitsrisiko nicht linear mit der Anzahl der Zigaretten, sondern vollzieht mit der ersten Zigarette gewissermaßen einen Sprung auf ein hohes Niveau, von wo aus es langsamer weiter ansteigt“, stellt der in Berlin-Friedenau praktizierende Herzspezialist Dr. Patrick Darb-Esfahani klar. „Anders ausgedrückt: Der kardiologische Unterschied zwischen 10 und 20 Zigaretten pro Tag ist geringer als der zwischen Nichtrauchen und einer Zigarette täglich.“
In einer kürzlich im „British Medical Journal“ erschienenen Übersichtsstudie wurde dieser Effekt belegt. Die Forscher vom Londoner University College nahmen 141 Studien aus den letzten gut 70 Jahren unter die Lupe. In den ausgewerteten Forschungsarbeiten wurde der Einfluss des Konsums einer bestimmten Zahl von Zigaretten pro Tag auf das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko untersucht.
Das Rauchen „einzuschränken“ ist weitgehend sinnlos
Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Männer, die eine Zigarette täglich rauchen, haben gegenüber dem Konsum von 20 Zigaretten nur ein um die Hälfte reduziertes Risiko für Herzinfarkt. Das Schlaganfallrisiko wird auf gut 40 Prozent gesenkt. Bei Frauen ist der Risiko-Unterschied zwischen 1 und 20 Zigaretten etwas größer, hier sinkt das Risiko für beide kardiovaskuläre Leiden auf etwa ein Drittel – also immer noch deutlich mehr als die rechnerisch zu erwartenden 5 Prozent.
Das Fazit bringt Herzmediziner Dr. Darb-Esfahani auf den Punkt: „Den Zigarettenkonsum einzuschränken birgt für die Herzgesundheit kaum Vorteile – der entscheidende Schritt ist der zum Nichtrauchen.“